Die Schüler Johann Sebastian Bachs

Wer wurde vergessen?

Sicherlich etliche. Die Klavierkompositionen, und damit auch die Drucke, nahmen gegen Ende des 18. Jhdts. exponential zu. Es ist kaum mehr zu überblicken, was es alles auf dem Markt gab. Mag sein, dass dem einen oder anderen Komponisten auf dieser Seite großes Unrecht geschieht durch Nichterwähnung, ich vermute jedoch, eher wenigen. Wer darf's denn noch sein:

Nikolaus Forkel (1749 - 1818)

Der berühmte Göttinger Bach-Biograph und Freund seiner Söhne. Er hat auch komponiert, manche Sonaten sind neu veröffentlicht. Darunter befinden sich Sätze, die ansprechen, sogar aufregend sind. Leider doch sehr in der Minderzahl. Irgendwann stellt der Spieler betrübt fest: was dem Süden sein "Albertibass", ist dem Norden sein "Klopfbass", und legt die Noten beiseite.

CFG Schwenke (1767 - 1822)

Der Nachfolger CPE Bach's in Hamburg und eifriger Bachmanuskriptensammler: mir liegt eine Klaviersonate in C von ihm vor. Wäre der 2. Satz, ein Adagio assai, nicht so schön und gut gearbeitet, könnte man das alles glatt vergessen.

FA Baumbach (1753 - 1813)

Auch von ihm liegen im Neudruck 12 Sonaten vor. Nett, harmlos, klopfbassig, eigentlich schade um das Papier.

FG Fleischer (1722 - 1806)

Im Jahre Bachs Wegzug in Köthen geboren, Organist in Braunschweig. Hochgelobt bei Gerber für seine Clavierwerke, lässt der Neudruck 12 seiner Menuette für Klavier zumindest aufhorchen. Es sei noch darauf hingewiesen, dass Fleischer in Braunschweig in große Zahl CPE Bach´scher Werke vertrieben hat, sowie CPEB seine Werke in Hamburg.

EW Wolf (1735 - 1792)

Kapellmeister bei Anna Amalia in Weimar, hat etliche Sechserpacks an Klaviersonaten veröffentlicht, von denen einige im Neudruck vorliegen. Man merkt sofort, dass sein großes Vorbild CPE Bach war. Leider hat er ihn selten erreicht.

Christian Gottlob Neefe (1748 - 1798)

vornehmlich bekannt als erster Klavier-, Generalbasslehrer Beethovens in Bonn war ein großer Verehrer der Musik Philipp Emanuels, mit dessen Werken er sich selbst unterrichtete. 1773 veröffentlichte er 12 Klaviersonaten und widmete sie diesem. Wie Philipp Emanuel diese Sonaten aufgenommen hat, wissen wir nicht. Wie dem auch sei, Neefe hinterlässt hier den Eindruck, eine "weichgeschaffene Seele" gewesen zu sein, er kommt selten mit seiner Musik "aus dem Sessel raus". Klartext: trotz schöner Episoden kommt ziemlich bald ein Gefühl der Langeweile auf, welches sich auch mit viel gutem Willen nicht wegspielen lässt.

Nathanael Gottfried Gruner (1732 - 1792)

Gruner, ab 1764 Kantor in Gera, hatte zu seiner Zeit einen beachtlichen Ruf. Er gab 1781 und 1782  bei Breitkopf je sechs Claviersonaten als Sammlungen heraus. Es subskribierten immerhin 1368 Personen, eine beachtliche Zahl. Dazu schreibt Lothar Hoffmann - Erbrecht in der MGG:

"In den Sonatenkompositionen hat er den von CPEB geprägten drei-sätzigen Typus nachgeahmt und versucht, seine Stücke durch reichliche Verwendung von Albertibässen, eingängiger Melodik und einfacher Harmonik einer breiten Liebhaberschicht schmackhaft zu machen.....Im allgemeinen stehen aber Gruners Kompositionen unter dem Niveau seiner Zeitgenossen J.W. Hässler und D.G. Türk".

Dem ist wenig hinzuzufügen.