Die Schüler Johann Sebastian Bachs

Johann Ernst Bach

JE Bach, 1722 in Eisenach geboren, seit 1735 Thomasschüler und danach Jurastudent in Leipzig, wurde 1748 Nachfolger seines Vaters Bernhard Bach als Organist der Georgenkirche und 1756 Hofkapellmeister in Weimar. Er starb 1777 in Eisenach. Während seiner Leipziger Zeit war er Schüler seines Onkels JSB.

Die Zahl an (erhaltenen) Clavierwerken ist recht überschaubar: drei Sonaten, drei Fantasien mit Fugen.

Leider sind die beiden mir vorliegenden Sonaten (G-Dur; F-Dur) recht schwach: von der Erfindung, musikalisch, satztechnisch. Schon nach kurzer Beschäfigung mit ihnen stellt sich unendliches Gähnen ein. Mehr als damalige Etüden für Schüler können die nicht gewesen sein. Dass Johann Ernst auch qualitativ hochstehende Sonaten schreiben konnte zeigt sich deutlich in seinen Sonaten für Violine und obligates Tasteninstrument.

Völlig im Gegensatz dazu stehen seine Fantasien und Fugen (F-Dur; a-moll, d-moll). Das wurde schon vor über hundert Jahren entdeckt. Die "Collection Litolff" veröffentlichte die Fantasie F-Dur in ihrem Sammelband "Les Maitres du Clavecin" unter der Rubrik "Ecole Allemande".

Die F-Dur Fantasie zeigt deutlich die "normative" Kraft der "Chromatischen Fantasie" von JSB, obwohl sie sehr viel kürzer ist: takt-freie und takt-gebundene Passagen wechseln sich ab, gleich wie Melodisches, Passagien und Rezitative, häufige Tempiwechsel, harmonisch angeschärft und dazu noch ein vorzüglicher Clavierstil. Die anschließende gut gearbeitete Clavierfuge ist dreistimmig, qualitatv hochwertig, wie nicht anders von einem JSB-Schüler zu erwarten.

Die a-moll Fantasie ist ähnlich aufgebaut.

 

Hinsichtlich der d-moll Fantasie gibt es Verfasserprobleme. Sie liegt derzeit nur handschriftlich vor (Fantasia con Fuga del Sign J, Ernst Bach). Die Fantasie ist vergleichbar mit den beiden anderen Fantasien. Bei der anschließenden Fuge fällt jedoch sofort auf, dass sie, bis auf marginale Abweichungen, identisch mit einer "Alla Breve" ist, welche JP Kirnberger 1763 in seinen "Clavierübungen, Dritte Sammlung" unter dem Namen Johann David Holland veröffentlicht hat.

Tja, wer hat denn nun diese Fuge komponiert? Ein JSB-Schüler war dazu sicherlich in der Lage, aber ein Kirnberger-Schüler ebenso.