Die Schüler Johann Sebastian Bachs

Das Clavierwerk GP Telemanns

Wie zu erwarten und bekannt, hat Telemann auch Werke für Clavier/Tasteninstrumente geschaffen. Die Anzahl ist, gemessen an seinem (überlieferten) Gesamtschaffen, recht überschaubar. Im dem TWV werden sie in den Rubriken:

- TWV 30: Fugen

- TWV 31: Choralvorspiele

- TWV 32: Suiten

- TWV 33: Fantasien, Sonaten, Concerti

geführt. Nach Durchsicht fallen sofort einige Besonderheiten auf:

- die meisten Clavierwerke wurden gedruckt herausgegeben, häufig im Selbstverlag,

- obwohl dort für Clavier oder Orgel bestimmt, sind obligate Pedalpartien fast nie anzutreffen,

- die gedruckten Werke zeichnen sich durch prägnante Kürze und Vermeidung größerer technischer Schwierigkeiten aus,

- es herrscht eine Form- und Stilmischung vor.

Kurzum, es sind meist Werke für den Hausgebrauch von Liebhabern, also Telemanns Beitrag zur Clavieremanzipation ab 1725.

1731 gab Telemann im Selbstverlag "XX Kleine Fugen, sowohl auf der Orgel als auf dem Claviere zu spielen", widmete sie Benedetto Marcello in Venedig und setzte dazu eine längere "Vorrede" auf. Daraus:

"Man hat kurze Ausführungssätze erwählet, weil man nur wenigen Platz dazu gewidmet. Eben darum sind solche Zwischenclauseln, die viel laufendes in sich fassen, vermieden worden. Indessen wird diese Kürze nicht hindern, den abgezielten Zweck zu erreichen, nemlich den Lernenden ein Muster in die Hand zu geben, wie sie mit Fugen von 4 Stimmen und von Gattungen dieser Art zu verfahren, und sich in die Agwechslung beyder Hände, indem eine Partie der anderen nahe trit, oder sich davon entfernt, zu schicken haben."

Es ist also ein typisches Lehrwerk für eher Fortgeschrittene. Jeder Fuge sind einige Akkorde vorgesetzt um, so Telemann: "es wird vorausgesetzt, dass man zuvor, ehe man eine Fuge spielet, etliche Griffe als eine Einleitung dazu hören lasse." Klartext: der Spieler soll je nach Können und Einfallen präludieren, fantasieren.

Die Fugen sind kurz, zwischen 20 - 30 Takte, alle vierstimmig und stehen häufig in den Kirchentonarten. Ebenso häufig wird das Contrasubjekt gleich von Beginn an eingeführt.

1737 veröffentlichte Telemann seine "Fugues Legeres & Petits Jeux a Clavessin seul", also einfache Fugen und kleine Stücke für Cembalo solo. Einer grundsätzlich zweistimmigen Fuge folgen drei bis vier kurze, meist schnelle freie Sätze. Auch diese Kompositionen sind mit Sicherheit für Schüler gedacht.

1735 veröffentlichte Telemann wiederum im Selbstverlag seine "fugirende und veraenderte Choraele, so wohl auf der Orgel als auf dem Claviere zu spielen". Insgesamt gibt es 48 Choralberarbeitungen, 24 dreistimmige, 24 zweistimmige Bearbeitungen über 23 Choräle. Der Choral "Herr Jesu Christ Dich zu uns wend" wird zweimal bearbeitet. Die Choräle sind "alte Bekannte" lutherischer Gesangbücher. Die dreistimmigen Bearbeitungen folgen dem "klassischen" Schema: die beiden Unterstimmen bringend fugierend das Choralthema, manchmal etwas verändert, die Oberstimme als letzte den Choral in langen Noten. Eine Ausnahme bietet der Choral "Schmücke dich, o liebe Seele". Hier wird der Choral im Tenor gebracht, ein herausragendes Stück. Die Duette werden hingegen freier behandelt. Die Unterstimme ist virtuoser, meist jedoch mit Anklängen an das Choralthema, die Oberstimme bringt wiederum den Choral in langen Noten. Ein Pedalgebrauch ist nicht vorgesehen. Kurzum, es sind vorzügliche Werke und Organisten an kleinen Kirchenorgeln haben hervorragendes Spielmaterial.

Von Telemann sind uns heute 18 Claviersuiten bekannt, davon erschienen zehn in unterschiedlichen Drucken, acht sind handschriftlich überliefert. TWV 32,1 und 2 (G-dur, d-moll) erschienen in "Der getreue Music-Meister", Hamburg 1728; TWV 32,3 und 4 (C-Dur, F-Dur) 1739/40 in "Essercizii Musici" als "Solo per il Cembalo"; TWV 32, 5 - 10 bei B. Schmid um 1749 in Nürnberg.