Die Schüler Johann Sebastian Bachs

Johann Wilhelm Hertel

JW Hertel (1727 - 1789), in Eisenach geboren, Sohn des Konzertmeisters Johann Christian (der ein vorzüglicher Geiger und Gambist gewesen sein soll), Unterricht beim Bachschüler Heil (liebes Bacharchiv, gibts da Genaueres über diesen Bachschüler?), weiteren Geigenunterricht bei C Höck und F. Benda, um dann als Hofkapellmeister in Strelitz und Schwerin bis zu seinem Tode zu wirken.

Er muss ein bedeutender Geiger und Clavierspieler gewesen sein. Seine große Vorliebe für das Silbermann´sche Hammerklavier hat er in seinen Memoiren festgehalten.

Erstaunlich, nach emsigen Suchen findet man in Neuausgaben 24 seiner Claviersonaten. Folgt man "Eitner", dürfte das einen Großteil seines Claviersonatenschaffens ausmachen. Doch die Freude hält nicht allzu lange an: viele dieser Sonaten sind mit Sicherheit für Schüler geschrieben worden, nicht schlecht, aber häufig doch etwas zu harmlos. Ausnahmen bestätigen die Regel. Doch halt! Da gibt es 6 Sonaten aus einem in Brüssel aufbewahrten Manuskript, von "Prima la musica!" gerade veröffentlicht, die habens in sich. Technisch und musikalisch sehr viel anspruchsvoller (die "Württembergischen Sonaten" CPE Bachs mögen da als Vorbild gedient haben), kommt sofort Freude beim Spielen auf. Der "6er Pack" ist formal aufgebaut: c-moll, C-Dur, f-moll, F-Dur, a-moll, A-Dur, wobei die Mollsonaten wesentlich herber, "norddeutscher" sind. Das zeigt sich besonders in der f-moll Sonaten, in der alle 3 Sätze in dieser Tonart stehen. Diese Sonate ist übrigens die herausragendste der Sammlung: schroff, polyphon durchwirkt, die sonoren tiefen Lagen des Silbermannflügels genüßlich ausnützend, im 2. Satz (Adagio) kommen dann die schrillen, dissonanten "Schläge", die sofort darauf im "piano ersterben", genau so, wie man das sich vorstellt.

Das "Largo" der F-Dur Sonate bietet dann zu Abwechslung ein streng durchgeführtes Trio, die Schlusssätze sind häufig Giguen angenähert, wen wunderts.

In der Literatur wird Hertels Claviermusik häufig mit der CPE Bachs verglichen, wobei die Clavierkonzerte als Maßstab herangezogen werden. Für die Soloclaviermusik stimmt dieser Vergleich nur bedingt. Sicherlich war CPE Bach für Hertel ein Vorbild, doch sein Ordnungssinn hat ih daran gehindert so "frei schweifend" wie CPE Bach zu schreiben. Fantasien gibt es nicht von ihm.