Die Schüler Johann Sebastian Bachs

Daniel Gottlob Türk

Literatur: Kathrin Eberl-Ruf, Daniel Gottlieb Türk - ein städtischer Musiker im ausgehenden 18. Jahrhundert (Ortus Studien), mit Werkeverzeichnis.

DG Türk (1750 - 1813), Sohn des Musicus instrumentalis Daniel Türk, Dresdner Kreuzschüler unter den Bacheleven Homilius, der sehr frühzeitig die hohe musikalische Begabung des Knaben Türk bemerkte. Weiterer Unterricht erfolgte durch JW Häßler anhand des "Versuchs" von CPE Bach, danach Student an der Leipziger Universität, dort durch Hiller beeinflusst, der ihn für das Kantorat an St. Ulrici/Halle empfahl. Dort Kantor und Lehrer am lutherischen Gymnasium, die er 1787 mit der Stelle des Organisten an der Kirche "Unser Lieben Frau" in Halle wechselte (also in der Nachfoge WFBachs). Kurzum: eine typische Berufslaufbahn in Mittel/Norddeutschland.

Türk galt als hervorragender Clavierpädagoge, der sich auch theoretisch/schriftstellerisch äußerte: "Klavierschule" (1789), "Von den wichtigsten Pflichten eines Organisten" (1787), "Kurze Anweisung zum Generalbassspielen" (1791), alles heute unerlässliche Lektüre für das Verständnis, der Interpretation der Musik aus der 2. Hälfte des 18. Jhdts. Des weiteren gab er Stücke für Clavieranfänger heraus, darunter das kleine "Lehrbuch für Anfänger im Clavierspiel nebst 16 sehr leichten Übungsstücken" und viele weitere Handstücke (wir würden heute dazu Etüden sagen). All das ist heute in modernen Ausgaben oder Nachdrucken leicht erhältlich. Leider war es das auch schon, von seinem umfangreichen Clavierschaffen (darunter 48 Sonaten) ist kaum etwas greifbar. Die Situation hat sich mittlerweile sehr verbessert:

Sonatas (Collection I+II): Artaria Editions, herausgegeben von Michael Tsalka. Diese 1. und 2. Sammlung ist nunmehr erschienen, und bieten somit dem geneigten Spieler die Gelegenheit sich damit auch praktisch zu beschäftigen. Vorab sei gesagt, dass es sich lohnt. Die Sonaten sind für Liebhaber technisch beherrschbar, interpretatorisch sollten einige Überlegungen angestellt werden, vor allem, wenn nur ein Instrument, sei es Clavichord, Cembalo oder Fortepiano (auch modernes Klavier) zur Verfügung steht. Die Ausgaben sind von sehr guter Qualität, gut lesbar, Gott sei Dank ohne Fingersätze und entsprechen, soweit von mir überschaubar den Originaldrucken. Die Einleitung ist sehr informativ und sollte schon gelesen werden. Vielleicht denkt der Verleger daran, dass Clavierspieler ihre Probleme haben, beim Spielen die Seiten so umzublättern, dass diese auch umgeblättert bleiben. Daran hapert es etwas, und das Geschriebene gilt für etliche Verlage.  

Doch geschehen manchmal auch Wunder. Der amerikanische Clavierist Michael Tsalka hat sich aufgemacht, sämtliche Claviersonaten Türks einzuspielen. Die ersten 12 Sonaten (6 aus 1776; 6 aus 1777) liegen schon vor. Die Aufnahmen sind vielversprechend; wegen der Fähigkeiten Tsalkas und wegen des exquisiten Instrumentariums (alles Originalinstrumente):

  • Johann Heinrich Silbermann, Straßburg, 1785, Spinett
  • Joseph Kirkman, London, 1798, Cembalo
  • Anton Martin Thym, Wien, um 1815, Fortepiano
  • Späth/Schmal, um 1780, Regensburg, Tangentenflügel
  • Johann Paul Krämer, 1804, Göttingen, Clavichord

Mittlerweile sind auch schon die "leichten Klaviersonaten Teil 1 und 2 (1783)" erschienen, sowie als besonderer Leckerbissen die "Sechs Klaviersonaten größtenteils für Kenner (1789)". Man merkt es ihnen sofort an: die Ansprüche, technisch wie interpretatorisch sind sehr gesteigert. Es sind mustergültige Sonaten des späten norddeutschen Clavierstils. Wie nicht anders zu erwarten von Tsalka hervorragend interpretiert. Hier die verwendeten Instrumente (alles Originalinstrumente):

  • Conrad Graf, Wien, ca 1838, Fortepiano
  • Ferdinand Hofmann, Wien, ca 1790, Fortepiano
  • Johann Schmidt, Salzburg, 1790-95, Fortepiano
  • Christian Kintzing, Neuwied, 1763, Clavichord